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»Sinne|Sinn: Geräusch – Musik – Geräuschmusik«

Das Geräuschkunstfestival der MHL
vom 20. bis 22. Oktober 2023

Symposium zur Emanzipation des Geräuschhaften in der Musik mit Konzerten, Installationen und Präsentationen internationaler Referentinnen und Referenten. Eine Kooperation der MHL, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Musthesius Kunsthochschule und dem Kieler Form für zeitgenössische Musik.

Hier gibt es alles auf einen Klick (Programmheft).

Das Geräuschkunstfestival mit Symposium der MHL
Mit acht Konzerten, Installationen und sechzehn Präsentationen widmet sich das Symposium "Sinne|Sinn: Geräusch – Musik – Geräuschmusik" vom 20. bis 22. Oktober 2023 der Auseinandersetzung mit Musik, in der sich Geräuschhaftes als selbstverständlich musikalisches Material emanzipiert hat. Dabei ist das verlängerte Wochende das zweite in einer Serie von drei Symposien unter dem Obertitel "Sinne|Sinn", einem Netzwerkprojekt der MHL, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, der Muthesius Kunsthochschule Kiel und dem Kieler Forum für zeitgenössische Musik e.V.

Die Präsentationen zu verschiedensten Themen der Geräuschkunst gestalten Dozierende der MHL und Gäste wie Hartmut Rosa (Jena), Helga de la Motte-Haber, Martin Kaltenecker (Paris), Marko Ciciliani (Graz), Michael Maierhof (Hamburg), Anothai Nitibhon (Thailand), Axel Dörner, Max Eastley, Kathrin Kirsch (CAU Kiel) und Sven Lütgen (Muthesius Kunsthochschule). Das bunte Spektrum an Ansätzen beinhaltet u.a. Werkbetrachtungen, aufführungspraktischen Gedanken, Einblicke von Komponisten und Performern in ihre kreative Arbeit, Darstellung erweiterter Spieltechniken, soziologischen Einordnungen und pädagogische und Vermittlungsaspekte.

Die acht Konzerte des Symposiums werden maßgeblich von Dozierenden und Studierenden der MHL (darunter das MHL-Instant Composing Enseble, das MHL-Ensemble für Neue Musik unter Maximilian Riefer sowie die Schlagzeugklasse Prof. Johannes Fischer) bestritten sowie durch ein Gastspiel des Ensembles Klangrauschen und Gästen bereichert. Die Programme warten u.a. mit "Klassikern" der Geräuschkunst auf wie etwa Lachenmanns bedeutender Ensemblekomposition "Mouvement - vor der Erstarrung", Stockhausens "Mikrophonie I" für Tamtam, Mikrophone, Filter und Regler oder Varèses "Ionisation" für 13 Schlagzeuger auf. Außerdem erklingt Musik von und mit Komponierenden der MHL (Danksagmüller, Fischer, Goldford, Hein, Kim, Korte, Lemke, Mansouri, Rosenberger), von Gästen des Symposiums (Ciciliani, Dörner, Eastley, Maierhof, Nitibhon, Yip) sowie Kompositionen von Aperghis, Bauckholt, Bedrossian, Cage, Fure, Oliveiros, Pisaro, Alexander Schubert und Sciarrino.

Außerdem sind während des Symposiums Installationen in der Umgebung des Großen Saales und des Kammermusiksaals zu erleben, so etwa die interaktive Installation "WHY FRETS? - Tombstone" von Marko Ciciliani sowie Arbeiten von Studierenden der MHL.

Warum ist das Thema "Geräuschkunst" so virulent?
Hatte Arnold Schönberg in seinem zweiten Streichquartett (1907/08) den "lieben Augustin" zitiert, um sich von der alten tonalen Welt zu verabschieden und anschließend "Luft von anderem Planeten" zu atmen, so erklingt in Helmut Lachenmanns Ensemblewerk "Mouvement – vor der Erstarrung" (1983/84) dasselbe Lied nur als rhythmisches Skelett, das mit geräuschhaften Klängen besetzt wird. "Hin" ist hier nicht nur die gute alte Tonalität, sondern auch die Vorstellung an sich, dass der Komponist ausschließlich ein "Tonsetzer" sei, Musik vornehmlich aus der Organisation von Tönen bestehe. Was Lachenmann zu diesem Zeitpunkt bereits (auch für sein eigenes Schaffen) rückblickend feststellt, ist, umgekehrt formuliert, die Emanzipation des Geräuschs und der Aufbruch in phantastische reiche Gefilde neuer Klanglichkeit, die die Invention von ihnen eignenden Beziehungsnetzen und adäquater Formen ebenso herausfordert wie das Hören dieser Musik.

Diese Entwicklung hatte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts begonnen, denkt man etwa an die italienischen Futuristen mit ihren an der Geräuschwelt der Großstadt orientierten neuen Instrumenten, den Intonarumori, für die sie v.a. in den 1910er und 1920er Jahren Musik erfanden. Komponisten erkannten das Potential der bislang viel zu oft lediglich "dekorativ" genutzten Schlaginstrumente. Percussion wurde zu einer autonomen Instrumentalformation, wie etwa Edgar Varèses "Ionisation" (1929-31) für 13 Schlagzeuger bezeugt. "Alles Hörbare der Welt wird Material" postulierte Walter Ruttmann 1929 und nutzte die Möglichkeiten der Klangaufzeichnung, Modifikation und Montage, um mit "Weekend" ein collageartiges frühes Hörspiel zu erfinden, in dem u.a. musikalisches In-Beziehung-Setzen scheinbar unzusammenhängender Alltagsklänge erprobt wird.

Dieses Musikalisieren aufgenommener Klänge wurde von der "Musique concrète" weiterentwickelt und hat sich seitdem in verschiedensten Spielarten der fixed media Komposition stetig anhand der Entwicklungen der Studiotechnik aktualisiert. John Cage wünschte sich 1940 als Instrumente für "Living Room Music" Alltagsgegenstände, wie sie in jedem Haushalt zu finden sind, und erklärte alles während einer Aufführung von "4’33’’" (1952) Hörbare zum Werk. Soundscapes und Field Recordings thematisieren den musikalischen Wert von in der Natur oder auch im städtischen Leben Vorgefundenem, ebenso wie Klangkunst und Installation aus der Fülle alles Klingenden Kunst schaffen. Die Entwicklung der live-elektronischen Möglichkeiten erweitert den Kosmos des Instrumentalen erheblich und führt in eine immer wieder unerhörte, komplexe Geräuschhaftigkeit, die zu fixieren neue Notationsformen erfordert, wie schon das Pionierwerk "Mikrophonie I" von Karlheinz Stockhausen aus dem Jahre 1964 eindrucksvoll zeigt. Neue Instrumente werden erfunden, entstehen durch Konstruktion nach Bauplan ebenso wie durch experimentellen Umbau bestehender hoch- oder gerade auch niedrigpreisiger, oft elektronischer Gerätschaften (circuit bending). Und das Artefakt, der Klick, das Rauschen, der rechnerische Kollateralschaden elektronischer Klangtransformationen, das vormals aus dem endgültigen Kunstprodukt operativ entfernt wurde, behauptet ebenfalls seinen Eigenwert und wird zum musikalischen Material.

Das Geräusch hat die zeitgenössische Musik also auf vielen Ebenen verändert und ist nach wie vor Motor aktueller Entwicklungen. Das Thema "Geräusch – Musik – Geräuschmusik" besitzt daher große Aktualität im musikinternen Material- und Ästhetikdiskurs.

So unmittelbar sie dem Hörer entgegentritt, so sehr scheint sich Geräuschmusik gegen eine wissenschaftlich-intellektuelle Auseinandersetzung im weitesten Sinne zu sperren. Am traditionellen "Tonsatz" orientierte Werkzeuge lassen sich kaum noch nutzen. Viele Partituren sind tabulaturartige Spielpartituren, die also nicht den Klang zeigen und der Analyse zugänglich machen, sondern die Arbeitsvorgänge der Klangerzeugung. Im Falle von fixed media existiert oft gar keine Partitur, bei Live-Elektronik beschränkt sich Notation meist auf praktische Anweisungen.

Gerade deswegen ist das Thema "Geräuschkunst" aber für post-hermeneutische Interpretationsansätze besonders geeignet. Jedes eigenständige Werk fordert die Hörerin und den Hörer heraus, spezifische Berührungspunkte zu finden, und "Resonanzen" zu erspüren. Ausgehend vom Aufführungserlebnis diese Kategorien zu finden, die einem Verständnis eines spezifischen Werkes dienlich sein können, sie zu verbalisieren, das Aufführungserlebnis in eine Erlebnispartitur jenseits der reinen Spielpartitur zu übersetzen, um dann letztlich diskutieren zu können, ob von dieser Basis aus handfeste Aussagen über das Werk wieder gelingen könnten, das ist Aufgabe unseres Symposiums.

Durch die geschichtliche Entwicklung und die Diversität der Formen von Geräuschkunst im weitesten Sinne bestehen vielfältige Anknüpfungspunkte zu anderen Künsten und den Gesellschaftswissenschaften. So werden im Rahmen des Symposiums verschiedenste Herangehensweisen erprobt. Sei es das interpretatorische Dechiffrieren und Gestalten bedeutender Werke durch Studierende und Dozierende der MHL sowie durch Gäste, sei es Erfahrungsgewinn durch eigene kompositorische Auseinandersetzung oder durch Improvisation, sei es das Erleben zahlreicher Konzerte und Installationen, Soundwalks oder der reflektierende Vortrag sowie die gemeinsame Diskussion. Im Rahmen der Vorträge werden renommierte Spezialisten ihre Forschungsergebnisse zu verschiedenen Bereichen der Geräuschkunst im Allgemeinen und zu jenen Komponisten und Schlüsselwerken, die in diesen Tagen präsentiert werden, im Besonderen vortragen. Ebenso kommen Komponisten zu Wort, die sich theoretisch im vorliegenden Diskurs engagieren. Im Rahmen von Diskussionsrunden werden die Erkenntnisse in Beziehung gesetzt zu den Erfahrungen der Interpreten. Und abgerundet wird das Symposium durch einen weitergefassten soziologischen Blick auf die Materie.

Programm

FR / 20 / OKT / 23

  • 10.00 - 12.00 Uhr / MHL / Kammermusiksaal
    Geräuschmusik: Präsentationen I
    10 Uhr / Eröffnung mit Prof. Dr. Bernd Redmann Präsident der MHL
    10.15 Uhr / Grußwort des Projektleiters Prof. Sascha Lino Lemke
    10.30 Uhr / Martin Kaltenecker: "Musik und Geräusch – eine französische Perspektive"
    11.15 Uhr / Nicola L. Hein: "Kybernetisches Hören / Improvisation zwischen Mensch und Maschine"

  • 12.30 Uhr / MHL / Kammermusiksaal
    Geräuschkunstfestivalkonzert I: Beyond Keys

    Das erste Mittagskonzert des Symposiums "Sinne|Sinn: Geräusch - Musik - Geräuschmusik" gestaltet das Musizierendenkollektiv um Ariadne Dalatsi, Jorma Marggraf und Adrian Thieß, zuletzt hervorgetreten durch multimediale inszenierte Konzerte wie das "Exonauten"-Projekt im diesjährigen Brahms-Festival und das Programm "α-dis-τρωη", das den ersten Preis beim 3. Possehl-Wettbewerb "Neue musikalische Aufführungskonzepte" gewann. Zum neuen Programm schreiben sie: "Keys are my reality. Es werden Tasten gedrückt und ein ganzer Körper setzt sich in Bewegung. Die Potentiale dieses Körpers gilt es zu erforschen. Auf der Suche nach neuen Klanglichkeiten entsteht ein Konzert über das Immer-Wieder-Neu-Entdecken eines bekannt geglaubten Klangkörpers. Eine Erkundung die Vergangenes mit Künftigem verknüpft."

  • 13.00 - 13.45 Uhr / MHL / Kammermusiksaal
    Geräuschmusik: Präsentationen II
    13 Uhr / Oliver Korte: "Ein – Aus. Atmen mit Fausto Romitelli."

  • 15.00 - 15.30 Uhr / MHL / Oberes Foyer
    Performance "Sweet Noises"

  • 15.45 - 18.30 Uhr / MHL / Kammermusiksaal
    Geräuschmusik: Präsentationen III
    15.45 Uhr / Johannes Fischer: "All you can hear is sound - Geräusche sammeln als künstlerische Praxis"
    17 Uhr / Sascha Lemke: "Hijacked! - Zu Mauro Lanzas Streichquartett 'The 1987 Max Headroom incident'"
    17.45 Uhr / Helga de la Motte-Haber: "Das Geräusch"
  • 20 Uhr / MHL / Großer Saal
    Geräuschkunstfestivalkonzert II: Electronic and intermedia composition
    Im ersten Abendkonzert des Symposiums "Sinne|Sinn: Geräusch - Musik - Geräuschmusik" präsentiert das MHL-Studio für digitale Kreation drei Sets, die sich elektronischer und intermedialer Komposition widmen. Das erste Set gestaltet das transmediale Duo "Transsonic" (Nicola L. Hein & Viola Yip), das immersive, ortsspezifische Performances und Installationen schafft, die die Schwingungen von Licht und Klang überbrücken. Beide Musizierenden beschäftigen sich mit der Ontologie des Klangs und der Frage, wie musikalische Erfahrungen über ihr gemeinsames Material - den Klang - hinaus transformiert werden können. In ihrem künstlerischen Forschungsprojekt Transsonic erforschen sie Licht als erweitertes musikalisches Material, entwickeln eine Ästhetik zwischen Licht und Klang als gleichwertigen, aber dialektischen musikalischen Materialien. In seiner Performance "Why frets? - Downtown 1983" (2021-22), dem zweiten Set des Abends, erzählt Marko Ciciliani eine fiktive Geschichte der E-Gitarre. Das Stück basiert auf einem kurzen Stück für drei Gitaristinnen oder Gitaristen (aufgenommen mit Nico Couck, Nele de Gussem and Alex Tentor), das als im Jahr 2083 produzierter Dokumentarfilm über ein Konzert präsentiert wird, das 100 Jahre früher, also 1983, in Roulette ind Downtown Manhattan stattgefunden hat. Während der Performance von Marko Ciciliani wird dieses Video drei Mal in verschiedenen Graden von Verfremdung gezeigt. Das dritte Set musiziert Nicola Hein im Trio mit Max Eastley (kinetic sculptures) und Axel Dörner (Trompete). Alle drei werden auch noch mit Vorträgen über ihre eigene Arbeit im Symposiumsprogramm zu erleben sein werden.

  • 22.30 Uhr / MHL / Großer Saal
    Geräuschkunstfestivalkonzert III: Asleep? - A Late Night Concert
    Das Freitag-Nachtkonzert des Symposiums "Sinne|Sinn: Geräusch - Musik - Geräuschmusik" beginnt mit einer gemeinsamen "Klangmeditation" nach Pauline Oliveros "Sonic Meditations #5. Native" (1971), einen Soundwalk, der das Publikum schließlich in den Großen Saal führt. Dort beschließt das MHL-Instant Composing Ensemble unter der Leitung von Max Riefer den ersten Tag mit einer Aufführung von Michael Pisaros "asleep, desert, choir, agnes" (2016) für 22 Musizierende und Elektronik.

SA / 21 / OKT / 23

  • 10.30 - 12.30 Uhr / MHL / Kammermusiksaal
    Geräuschmusik: Präsentationen IV
    10.30 Uhr / Sven Lütgen: "Kleines Alphabet vom Knistern und Rauschen"
    11.45 Uhr / Michael Maierhof: "N.N."

  • 12.30 - 13.00 Uhr / MHL / Kammermusiksaal
    Geräuschkunstfestivalkonzert IV: Quartett auf Objekten mit Motoren und Mikrofonen - Michael Maierhof und das Ensemble Klangrauschen
    Nach der Einführung in seine speziellen Klangforschungen und persönliche kompositorische Praxis durch den Hamburger Komponisten Michael Maierhof im Rahmen des Symposiums "Sinne|Sinn: Geräusch - Musik - Geräuschmusik" (11:45 im Kammermusiksaal) ist um 12.30 Uhr eine Aufführung seiner Arbeit "schwingende Systeme, D - Quartett auf Objekten mit Motoren und Mikrofonen" (2018-20) durch das Ensemble Klangrauschen zu erleben. Die vier Musizierenden spielen dabei mit präparierten elektronischen Zahnbürsten auf speziell für dieses Stück gebauten Instrumenten, die u.a. aus Schwammtüchern, Pappe, Stimmgabeln, Plastiklinealen und -folie bestehen. Durch die getrennte Verstärkung der vier Parts über vier Lautsprecher entsteht ein transparentes und gleichzeitig immersives Klangbild. Das ungewöhnliche Instrumentarium und der raffinierte Einsatz der Mikrofone mit Nahfeld-Übersprechungen führen zu einem unkonventionellen und extrem körperhaftem Konzerterlebnis, das man den kleinen Instrumenten zunächst vielleicht gar nicht zutrauen würde. Die Performance wird ermöglicht durch das Kieler "Forum für zeitgenössische Musik", Partner der Sinne|Sinne-Symposiums-Trilogie.

  • 14.30 - 16.45 Uhr / MHL / Kammermusiksaal
    Geräuschmusik: Präsentationen V
    14.30 Uhr / Hartmut Rosa: "Listening/Hearing: Was Geräusche zur Musik macht"
    15.15 Uhr / Max Eastley: "N.N."
    16 Uhr / Marko Ciciliani: "Noise im intermedialen Kontext"

  • 18 Uhr / MHL / Großer Saal
    Geräuschkunstfestivalkonzert V: ...nach der Erstarrung?
    Im Samstagabendkonzert des Symposiums "Sinne|Sinn: Geräusch - Musik - Geräuschmusik" bringen Musizierende der MHL bedeutende "Klassiker" der Komposition mit Geräuschen sowie zwei zeitgenössische Auseinandersetzungen mit diesem Phänomen zur Aufführung. Hatte Arnold Schönberg in seinem zweiten Streichquartett (1907/08) den "lieben Augustin" zitiert, um sich von der alten tonalen Welt zu verabschieden und anschließend "Luft von anderem Planeten" zu atmen, so erklingt an diesem Abend im erstarrten Mittelteil von Helmut Lachenmanns Ensemblewerk "Mouvement – vor der Erstarrung" (1983/84) dasselbe Lied nur noch als rhythmisches Skelett, das mit geräuschhaften Klängen besetzt wird. "Hin" ist hier nicht nur die gute alte Tonalität, sondern auch die Vorstellung an sich, dass der Komponist ausschließlich ein "Tonsetzer" sei, Musik vornehmlich aus der Organisation von Tönen bestehe. Was Lachenmann zu diesem Zeitpunkt bereits (auch für sein eigenes Schaffen) rückblickend feststellt, ist, umgekehrt formuliert, die Emanzipation des Geräuschs und der Aufbruch in phantastische reiche Gefilde neuer Klanglichkeit, die die Invention von ihnen eignenden Beziehungsnetzen und adäquater Formen ebenso herausfordert wie das Hören dieser Musik.

    Zu diesem lachenmannschen kompositorischen Meilenstein erklingen in diesem Konzert weitere Pionierwerke der Geräuschkomposition. So etabliert Varèse mit "Ionisation" (1929-31) das in der Besetzung stolz als dreizehnköpfig angekündigte Schlagzeugensemble als eigenständigen Klangapparat und holt mit musikalisch eingesetzten Sirenen städtisches Leben in die Kunst.
    John Cage zeigt uns mit "Living Room Music" (1940) auf, dass alles zum Musikinstrument werden kann, auch die Alltagsgegenstände unseres Wohnzimmers. Stockhausens "Mikrophonie I" (1964) eröffnet uns die spektakuläre Klangvielfalt eines einzigen Tam Tams, das von sechs [!] Spielern mit verschiedensten Materialien von zwei Seiten bespielt und mithilfe von artistisch bewegten Mikrophonen, Filtern und Lautstärkereglern in den Raum projiziert wird. "Come vengono prodotti gli incantesimi?" (1985) ist eines der vielen Werke Sciarrinos, mit denen er das Schreiben für Querflöte revolutioniert und das Spektrum an zauberhaften Klängen für dieses Instrument erheblich bereichert hat. Diese mittlerweile "klassischen" Werke werden kommentiert durch zwei zeitgenössische Kompositionen. Katharina Rosenberger, MHL-Professorin für Komposition, die auch im Rahmen der Vorträge des Symposiums zu erleben sein wird, erforscht in "Wälzung" (2023) Geräuschhaftigkeiten ihres Trios und transformiert den Liveklang der Instrumente mit Effektpedalen. Mit Franck Bedrossian steht ein Komponist des französischen "Saturismus" auf dem Programm, der sich dem übersättigten Klang ebenso wie der Komposition unhaltbarer Dichten verschrieben hat.

    Ob wir uns mittlerweile in der von Lachenmann im Werktitel postulierten "Erstarrung", wir uns heutzutage in einer Phase "touristischer Erschließung" der Pioniererfahrungen dieses Konzertes befinden, wie Lachenmann bisweilen kritisiert hat, oder ob wir uns aus der Erstarrung gelöst haben - das müssen Sie selbst entscheiden.

  • 22 Uhr / MHL / Mensa
    Geräuschkunstfestivalkonzert VI: "pulse generator: roh und gekocht"
    Den zweiten Abend des Symposiums "Sinne|Sinn: Geräusch - Musik - Geräuschmusik" wollen wir mit einer Jam Session des Duos Johannes Fischer (Percussion) und Franz Danksagmüller (Elektronik) und dem einen oder anderen Getränk in der Mensa ausklingen lassen.

SO / 22 / OKT / 23

  • 10.30 - 12.00 Uhr / MHL / Kammermusiksaal
    Geräuschmusik: Präsentationen VI
    10.30 Uhr / Christiane Tewinkel: "Wie klingt Kunst, wie der Verwaltungsapparat? - Sergej Newskis Pazifik Exil (2016) für sechs Stimmen und Live-Elektronik nach einem Text von Michael Lentz"
    11.15 Uhr / Kathrin Kirsch: "Geräusch-Musik-Wissenschaft: Überlegungen zu Karlheinz Stockhausens Mikrophonie I"

  • 12.30 - 13.00 Uhr / MHL / Kammermusiksaal
    Geräuschkunstfestivalkonzert VII: »Das esioN rumort des nachts« - Mitmachaktion
    Das Sonntagmittagskonzert des Symposiums "Sinne|Sinn: Geräusch - Musik - Geräuschmusik" gestalten die vermittelnden Studiengänge unter der Leitung von Marno Schulze als Mitmachaktion mit Kindern und Publikum. Dabei wollen sie das esioN erforschen: "Kennen Sie das esioN? Wir haben es entdeckt. Manche Tiere sind nachtaktiv - manche tagaktiv. Das esioN aber ist geräuschaktiv. Immer wenn Onkel Luigi nachts zu laut schnarcht, dann beginnt es. Wir haben seine Aktivitäten erforscht. Es reagiert ganz unterschiedlich auf unterschiedliche Geräusche. Manchmal bewegt es sich dazu - es vollführt wahre Geräuschtänze! Manchmal aber beginnt es auf seine ganz eigene Weise dazu zu sirren, knirren und zu flirren. Nach welchen Gesetzmäßigkeiten es dabei vorgeht, konnten wir in der noch sehr kurzen Zeit seit der Entdeckung des esioNs noch nicht vollständig klären. Umso bedeutsamer wird die Begegnung mit ihm sein und zu vielleicht völlig neuen Erkenntnissen führen."

  • 13.15 - 14.45 Uhr  / MHL / Kammermusiksaal
    Geräuschmusik: Präsentationen VII 
    13.15 Uhr / Axel Dörner: "Erweiterte Spieltechniken auf der Trompete und Live-Sampling"
    14 Uhr / Andreas Dorfner: "'Vieles ist von selbst' oder 'Vom Eigenleben der Klänge. Fabula rasa' (1964) von Johannes Fritsch als Bericht aus der 'Endphase der sogenannten sauberen Elektronischen Musik'"

  • 17 Uhr / MHL / Großer Saal
    Geräuschkunstfestivalkonzert VIII: Final Noises
    Im Abschlusskonzert des Symposiums "Sinne|Sinn: Geräusch - Musik - Geräuschmusik" warten Musizierende der MHL und Gäste auf mit einem bunten Programm u.a. mit Werken von Komponistinnen und Komponisten der MHL. So erforscht Goeun Kim die Geräuschpalette eines Kontrabasses. Payman Mansouri setzt sich mit der Töting von Jina Mahsa Amini durch iranische "Moralpolizei" auseinander. Louis Goldfords Streichquartettpartitur ist inspiriert von der Computeranalyse von Sprache und anderen Klängen. In Oliver Kortes Komposition krypotographiert ein Trommler mit seinem Spiel geheime Botschaften. In Sascha Lemkes "Albumblätter(er)" entwickelt sich eine Umblätterperformance über dem gescratchten Geräuschskelett eines Brahmswalzers, marschieren verstärkte mechanische Geräusche des Flügels in Parodie auf einen "Marche militaire" Schuberts, verwandelt sich das Konzert in eine alte Schallplatteneinspielung und die Partitur in die Blätter eines Rilkegedichts, die selbst zum Instrument werden. Im körperhaft performativen LaPlace Tiger von Alexander Schubert, 2016 bis 2021 Leiter des elektronischen Studios der MHL, erzeugt der Perfromer oder die Performerin durch das Spiel auf dem Drumset und die durch Sensoren an den Armen abgenommenen Gesten immersive live-elektronische Klänge und Live-Video. Exquisite Klänge des sich vom Titel "Geräusche" her selbsterklärenden Stücks von Carola Bauckholt sind ebenso im Programm wie die von Ashley Fure beschworenen "zitternden Lunge" eines Subwoofers, der verschiedenste auf die Membran gelegte Objekte zum Klingen bringt. Nachdem im Symposium bereits ein Vortrag der aus Thailand angereisten Komponistin Anothai Nitibhon zu hören war, ist nun auch ein Ensemblewerk Teil des Konzerts. Die Eröffnung des Abends bildet ein Duo von Aperghis, in denen die Körper der Performer zum Musikinstrument und gegenseitig bespielt werden.

    Programm

    • Georges Aperghis (*1945): "Retrouvailles Nr. 1" (2010)
    • Louis Goldford (*1983): "Presto from Four possible čočeks" (2014)
    • Payman Mansouri (*1984): "Jina" für Ensemble
    • Carola Bauckholt (*1959): "Geräusche" (1992) für zwei Spieler
    • Oliver Korte (*1969): "Epigramm - Kryptogramm - Piktogramm" (2017) für einen sprechenden Trommler
    • Dennis van Rooyen: "Improvisation on Raw Instinct" (2023)
    • Sascha Lino Lemke (*1976): "Albumblätter(er)" - 4 Fantasiestücke für Klavier zu vier Händen und Elektronik (2018)
    • Ashley Fure (*1982): "Shiver Lung 2" (2017) for solo percussion and electronics
    • Alexander Schubert (*1976): "Hello" (2014) für Ensemble und Elektronik

  • Musizierende
    Olga Wegner Kontrabass
    Jennifer Hymer & Bernhard Fograscher Klavierduo a.G.
    MHL-Ensemble für Neue Musik
    Max Riefer Leitung