Schwerpunkt der Ausstellung ist die Materialität: So beginnt die Botschaft eines Briefes bereits bei der Entscheidung, welches Papier, welches Format und welches Schreibgerät gewählt wird. Der Brief als Objekt erzählt daher oft viel mehr, als der reine textliche Inhalt vermittelt.
Weit über ihren regionalen Bezug hinaus stehen Kaufmannsbriefe aus der Hansezeit und Briefe aus dem Umfeld der Lübecker Literaten Emanuel Geibel, Thomas Mann und Günter Grass repräsentativ für wichtige Aspekte in der Historie des Briefeschreibens. Der Rundgang durch den klassizistischen Gartensaal der Villa Brahms beginnt bei archäologischen Wachstafel-Funden aus dem 14. Jahrhundert. Es folgen eine päpstliche Pergamenturkunde mit Siegel sowie ein opulenter Adelsbrief der Frühen Neuzeit. Aus der Blütezeit im 19. Jahrhundert stammt zum Beethoven-Jubiläumsjahr ein doppelt gesiegelter Brief des Komponisten. Über Typoskripte aus dem industriellen Zeitalter des Lübecker Hochofenwerks Herrenwyk wird der Blick schließlich bis hin zu den digitalen Medien geleitet. Einen geografisch-ethnologisch interessanten Abstecher stellen exotische Exponate wie etwa ein Drohbrief mit angehängten Miniaturwaffen der indonesischen Batak dar.
Während in den Vitrinen der Villa Brahms die Objekte in ihrer Beschaffenheit beeindrucken, sind an den Hörsäulen ergänzend die Brieftexte zu hören, eingelesen von Rachel Behringer und Andreas Hutzel aus dem Schauspiel-Ensemble des Theater Lübeck. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, in dem die hochwertig abgebildeten Exponate von Autorinnen und Autoren der einzelnen Institutionen essayistisch und mit Transkriptionen begleitet werden (et+k München, Preis: 19,90 Euro, ISBN 978-3-96707-403-1).
Beteiligt an der Ausstellung sind die im Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) zusammengeführten Einrichtungen, die Musikhochschule Lübeck sowie das TheaterFigurenMuseum Lübeck. »a BRIEF history« ist die erste Veranstaltung im Rahmen von Lübeck hoch 3 (LH³), einem Projekt der Musikhochschule Lübeck, der Technischen Hochschule Lübeck und der Universität zu Lübeck. Im Zuge dieses Projekts wurde die Schau von der Possehl-Stiftung Lübeck großzügig unterstützt.