Lübeck, 15.10.2024
Stolpernstein und Aquarell erinnern an Leo Strawczynski
Am 16. Oktober vor 100 Jahren kam Leo Strawczynski in Lübeck zur Welt. Er wurde nur 17 Jahre alt. Wie auch seine Eltern und sein Bruder Fred wurde er nach Auschwitz deportiert und dort am 4. September 1942 ermordet. Vier Stolpersteine vor dem Eingang der MHL erinnern an Leo und seine Familie.
»Die Stolpersteine fordern uns jeden Tag dazu auf, uns vor dem Schicksal dieser Familie zu verneigen und uns unserer Verantwortung in der Gegenwart bewusst zu werden«, sagt Andreas Nabor, Kanzler der MHL. Zuletzt lebte Leo mit seinen Eltern und seinem Bruder Fred in der Großen Petersgrube 21, dem heutigen Haupthaus der MHL. Die beiden Brüder besuchten die jüdische Religionsschule in Lübeck. Unter dem Druck der Gestapo flohen die Eltern nach Amsterdam. Fred und Leo versuchten vergeblich ein Schiff nach England zu finden. Im März 1941 gelang es Leo und Fred nach Brüssel zu reisen, wo ihre Eltern inzwischen lebten. Vom belgischen Mechelen aus wurde die Familie dann deportiert und ermordet.
Von Leo gibt es jetzt ein Portrait, das der Lübecker Künstlerin Christel Eikenbusch zu verdanken ist: Sie möchte den Opfern mit ihren Aquarellen ein Gesicht geben. Grundlage für Leos Portrait ist ein Passfoto, das er seinem Freund geschenkt hat. Das Aquarell hat nun einen passenden Platz in Leos einstigem Zuhause, der Großen Petersgrube 21. Andreas Nabor: »Wir sind dankbar, Leo durch das Ausstellen dieses Aquarells in seinem ehemaligen Zuhause einen gewissen Raum geben zu können. Damit machen wir auch deutlich: Wer heute erneut ausgrenzen und rechtmäßig hier lebende Personen abschieben will, vertritt nicht die Werte der MHL. Solches Gedankengut hat hier keinen Raum.«