Wir spielen, weil es unsere Aufgabe ist!
Das Brahms-Festival steht in diesem Jahr vor besonderen Herausforderungen. Wir wissen um die derzeitige Situation und haben die aktuellen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten fest im Blick. Dennoch planen wir bewusst eine Vielzahl an Veranstaltungen und Auftrittsmöglichkeiten zu unserem Brahms-Festival – von Open-Air-Veranstaltungen über Konzerte an verschiedenen Orten bis hin zu Liveübertragungen aus dem Großen Saal. Denn auch unter erschwerten Bedingungen bleibt es unsere Aufgabe, unseren Studierenden ein inspirierendes künstlerisches, pädagogisches und wissenschaftliches Studium zu ermöglichen. Trotz der zahlreichen Ausfälle von öffentlichen Veranstaltungen: Unsere Studierenden studieren unvermittelt weiter. Sie üben, proben und arbeiten wie gewohnt auf ein Ziel hin. Vorsorglich möchten wir Sie dennoch um Verständnis bitten, sollten Veranstaltungen des Brahms-Festivals nicht in der angekündigten Form stattfinden können. Über aktuelle Entwicklungen zum Brahms-Festival informieren wir Sie an dieser Stelle.
Etwas trotzig haben wir hinter das Motto des diesjährigen Brahms-Festivals ein Ausrufungszeichen gesetzt! Zu groß ist die Sehnsucht nach einem musikalischen Frühling, dem Erwachen aus dem pandemiebedingten kulturellen Winterschlaf. Der Frühling steht für die Hoffnung, mit einem Mal sieht die Welt ganz anders aus: »Ich träumte von bunten Blumen / So wie sie wohl blühen im Mai / Ich träumte von grünen Wiesen / Von lustigem Vogelgeschrei« – so singt der einsame Winterwanderer in Schuberts Frühlingstraum. Doch über den Wandel der Natur hinaus weckt der Frühling auch künstlerische, ja sogar politische Assoziationen. Er verfügt über eine enorme metaphorische Kraft, als Vision gegen die menschliche Distanz, gegen ästhetische »Eiszeiten« oder »kalte Kriege«.
Unter diesen Vorzeichen haben wir Programme entwickelt, die für uns in diese Zeit gehören: Im Mittelpunkt des Sinfoniekonzerts in der MuK steht die Frühlingssinfonie von Robert Schumann. Die Abendprogramme folgen einer eigenen Dramaturgie: Im Eröffnungskonzert erwacht die Musik aus 4’33’’ von John Cage bis hin zu den Eisblumen von Heinz Holliger. Über die Themenabende »Fernweh«, »Dis-Tanz«, »Musenkuss« oder »(Gem)einsam« geht es ins Finale: »Ins Freie« unter anderem mit dem Gassenhauer-Trio von Beethoven.
Schon jeder Festivalmorgen beginnt übrigens in St. Jakobi mit der Reihe »Aufgeweckt!«. Könnte ein Morgen an einem schöneren Ort starten? Dann eine Tasse Tee oder ein Cappuccino im (sonnigen!) Freien, kurz zur Arbeit und mittags wieder ins Behnhaus Drägerhaus zu der so erfolgreichen Streichquartett-Serie: In diesem Jahr mit Mozart, Berg und Schönberg. Nur auf die Villa Brahms müssen wir leider verzichten – sie wird derzeit restauriert.
Seien Sie versichert: Die Musikerinnen und Musiker der Musikhochschule brennen alle darauf, wieder für Sie zu spielen. Wir träumen also vom musikalischen Frühling und hoffen, dass unser Traum nicht wie in Schuberts Frühlingstraum als Seifenblase zerplatzt: »Und als die Hähne krähten / Da ward mein Auge wach / Da war es kalt und finster / Es schrieen die Raben vom Dach.« Deshalb haben wir die Situation der Pandemie im Blick: kürzere Programme (ohne Pause), kleinere kammermusikalische Formationen, wobei die Konzerte aus dem Großen Saal auf jeden Fall auch gestreamt werden.
»Frühlingserwachen!« – das Motto weckt bei vielen vielleicht auch Assoziationen zu Frank Wedekinds Schauspiel Frühlings Erwachen. Dort heißt es an einer Stelle: »Ich kann mich nicht länger der Überzeugung verschließen, dass es endlich an der Zeit wäre, irgendwo ein Fenster zu öffnen.« Öffnen wir es.
Prof. Dr. Wolfgang Sandberger
Projektleiter des Brahms-Festivals
Das Brahms-Festival der MHL
Johannes Brahms zählt zu den herausragenden Komponisten des 19. Jahrhunderts. Seine Musik fasziniert ungebrochen bis heute. Ihm widmet die MHL seit 1992 alljährlich ein Festival der besonderen Art: Gemeinsam setzen Dozierende und Studierende der Hochschule die Musik des in Hamburg geborenen Komponisten in mannigfache Beziehungen: zu Freunden und Wahlverwandten, zu Vorbildern und Nachfolgern, zu Landschaften und Kulturkreisen, zur Geschichte und Gegenwart. Mit dem 1991 gegründeten Brahms-Institut an der MHL besitzt die Hochschule eine der größten Sammlungen zu Leben und Werk des Komponisten und seiner Zeit. Die wissenschaftliche Erschließung der Musik vereint sich im Brahms-Festival unmittelbar und in besonderer Weise mit der künstlerischen Ausbildung. Das macht das Brahms-Festival zu dem, was es ist: einmalig in der deutschsprachigen Hochschullandschaft.
Die Mottos vergangener Brahms-Festivals
Ausgezeichnetes Festival
Im Jahr 2006 wurden das Brahms-Festival und das Brahms-Institut an der MHL mit dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird seit 1988 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Pflege der Musik von Johannes Brahms' und dessen künstlerisches Erbe verdient gemacht haben.
Kooperationpartner
Medienpartner